Donnerstag, August 31, 2006

Supermensch

Ich habe heute eine Nachricht bekommen, die ich euch nicht vorenthalten mag.
Et voilà:

"Marie ich habe beim Darts die HÖCHSTMÖGLICHE Punktzahl erreicht: 180 - will heißen ich habe in EINER Runde dreimal Triple-20 getroffen! Ich Gott! OneInAMillion! Ich finde du könntest das in deinem nächsten BLOG-Eintrag erwähnen! Außerdem hätte ich gerne einen Papageien, der immer sagt: Drrrrrrrrecksack!"


Wer also so einen Papageien abzugeben hat, der wende sich bitte vertrauensvoll an mich. Ich werde ihn an Supermensch weiterleiten. Und natürlich: Herzlichen Glückwunsch.

Mittwoch, August 30, 2006

Ihan sama.

So, jetzt sind schon anderthalb Wochen seit dem letzten Eintrag vergangen. Anscheinend gibt es doch den einen oder anderen, der hier ab und zu mal reinschaut - es haben sich tatsächlich welche darüber beschwert, daß hier so lange nichts Neues mehr kam.
Also gut!
Mittlerweile ist die Orientierungswoche schon wieder vorbei und ich bin jetzt mehr oder weniger fleißig am Studieren, während die Daheimgebliebenen noch anderthalb Monate lang rumfaulenzen.
Aber von Anfang an. Den Austauschstudenten (das sind übrigens an der Technischen Uni insgesamt 270 - die meisten davon kommen wohl aus Spanien, Frankreich und Deutschland, aber es sind auch vier Österreicher und eine Belgierin dabei, außerdem sind Leute aus Ungarn, Italien, Tschechien.... überall halt hier) wird es hier sehr leicht gemacht. Das fängt damit an, daß man eben vom Bahnhof abgeholt und in sein (im Übrigens garantiertes) Wohnheimzimmer gebracht wird und geht damit weiter, daß man wirklich jeden Schritt erklärt bekommt, und das auch gerne zwei- oder dreimal. Die haben eine Engelsgeduld, die Finnen, und sind unheimlich hilfsbereit. Schön!
Wir wurden alle in Tutorengruppen aufgeteilt - jede Gruppe bekommt ihren Tutor (manchmal auch mehrere), finnische Studenten, die meistens selbst schon im Ausland waren und uns hier unter ihre Fittiche nehmen, uns sagen, daß man besser nicht in Bars geht, die Night Train heißen und die Veranstaltungen für uns mitorganisieren.

Außer dem Einteilen in die Gruppen bestand der offizielle Teil der Orientierungswoche größtenteils aus Organisatorischem: Studentenausweis beantragen, Busticketermäßigung beantragen, Anmeldung zu den Vorlesungen undsoweiterundsoweiter.





Der inoffizielle Teil der Orientierungswoche war weitaus anstrengender. Denn: jedes Klischee über Erasmusstudenten stimmt. Wenn man morgens einen von ihnen vor dem Wohnheim trifft, ist die erste Frage immer: "Do you go to that party tonight?" Und tatsächlich gab es letzte Woche nicht einen Abend, an dem ich zu Hause (na, bemerkt? So schnell geht das mit zu Hause) geblieben bin. An einem Abend haben die Tutoren alle Erasmusstudenten ins Pub nebenan geschleppt. Da war das Bier bezahlbar und deshalb hat es auch nicht lange gedauert, bis man so ziemlich jeden kannte. Praktisch: An der Bar stand extra ein Korb voll mit kleinen Zetteln und vielen Stiften für die 7832756 Telefonnummern, die man mit nach Hause nehmen mußte.
Außerdem habe ich noch ein paar Clubs mit schlechter Musik aufgetan (so langsam müßte ich sie doch eigentlich durch haben?!) und am Freitag haben die Tutoren dann ein Barbecue am See organisiert. Hui, war das toll! Mit mir war an diesem Tag (aufgrund des Schlechtemusikclubs vom Abend davor) nicht allzu viel los, und deshalb habe ich fast den ganzen Abend nur am Strand rumgelegen, mich unterhalten und aufs Wasser gekuckt. War aber unheimlich schön.




Die Seen sind sowieso das superste an Finnland. Wer denkt, der Heilige See ist schön, der war noch nie hier. So klares Wasser (kalt ist es auch, aber noch erträglich - ein paar Leute haben sich als Ziel gesetzt, jeden Tag schwimmen zu gehen, bis sie sich ein Loch ins Eis hauen müssen), so viele Bäume drumrum und so hübsche Stege drin.






Es besteht übrigens noch Hoffnung beim finnischen Nachtleben. NÄMLICH unser Tutor hat genauso wie ich einen hervorragenden Musikgeschmack und er hat uns jetzt schon mehrmals gerettet und uns an Orte geschleppt, an denen die Musik durchaus hörbar ist. Von Berlin können sie zwar immer noch was lernen... ;) Aber ich bin jetzt nicht mehr ganz so verzweifelt.
Allerdings ist die Weggehmentalität hier irgendwie eine andere als bei uns. Wenn Finnen trinken gehen, dann gibts keine halben Sachen. Dann gibts viel zerbrochenes Glas, viele kotzende Jugendliche und wer am Ende noch gerade gehen kann, hat verloren. Verallgemeinern kann man das natürlich nicht - auffällig ist es aber auf jeden Fall.


Die superste WG von ganz Hervanta: Janna, Marie, Marie


So. Ich könnte eigentlich noch eine Menge mehr schreiben. Ein bißchen Tiefergehendes. Aber ich habe eine Menge Schlaf nachzuholen. Ich versuche, hier ein bißchen aktuell zu bleiben. Die ganz Aufmerksamen unter euch werden übrigens schon gemerkt haben, daß es noch eine Extraseite für meine Fotos gibt. Die findet ihr rechts verlinkt oder einfach hier.
Und jetzt gehts abinsbett.

Hyvää yötä!

Marie

Sonntag, August 20, 2006

Lahti = Bucht

Und schon wieder ein neuer Eintrag!
Der mußte aber auch sein.
Heute habe ich nämlich den bisher schönsten Tag hier erlebt.
Nach einer nicht sehr langen Nacht (dazu später) bin ich noch etwas angekatert aus dme Bett gefallen und mußte auch noch meine Mitbewohnerin aus der KOJE schmeißen. Grund dafür: Wir mußten um viertel nach neun (das ist viertel nach acht bei euch, also wirklich sehr sehr früh!) an der Bushaltestelle sein, um dann mit der GANZEN TRUPPE an den Näsijärvi zu fahren und da PADDELN zu gehen. Wers noch nicht weiß: Finnland ist voller Seen. Überall, und auch Tampere befindet sich mitten zwischen ein paar riesigen Seen. Sehen kann man das hier:
Der Bootsverleih ist ungefähr eine halbe Stunde von hier entfernt. Da haben wir dann Pekka getroffen, der mir, bevor er uns die Paddel ausgehändigt hat, erstmal einen Vortrag über das Lemma von Poincaré gehalten hat. Hm, er wußte besser bescheid als ich. Danach haben wir noch einen kleinen Paddel-Crashkurs bekommen und ab gings. (Erkenntnis schon mal hier: Die Finnen sind furchtbar freundlich und sehr hilfsbereit. Mama und Papa, wir sind hier gut aufgehoben!)



Das ist leichter gesagt als getan, denn das Lenken ist in einem Kanu gar nicht so einfach, wies aussieht. Statt der geplanten zehn Kilometer sind wir dank unseren Schlangenlinien wahrscheinlich um die zwanzig gefahren...
Aber trotzdem: Das frühe Aufstehen hat sich absolut gelohnt!
Es war traumhaft. Die Landschaft sah aus wie auf der Postkarte, überall um einen rum nur Wasser, am Rand Bäume und überall lauter kleine Inselchen. Wenn man das sieht, dann weiß man, weshalb man in Finnland ist.
Ich weiß jetzt auch endlich, was die Leute meinen, die immer davon schwärmen, daß in Finnland so eine Ruhe herrscht. Weit und breit keine Menschenseele, kilometerweit nur See und Wald und alles was man hört, sind die Kanugeräusche. Ich war BEGEISTERT.




Wir waren ungefähr vier Stunden lang auf dem Wasser, haben ab und zu mal bei einer Insel eine kleine Paddelpause gemacht, haben auf dem Wasser rumgechillt (ui, jetzt benutze ich das Wort auch schon - tut mir leid!) und haben noch ein kleines Rennen eingelegt. Dreimal dürft ihr raten, welches Team gewonnen hat, jahaa! Geschwommen sind wir auch, es war zwar nicht so warm wie im Heiligen See, aber wenn man erstmal drin war, war es auszuhalten.
Hinterher waren wir alle ziemlich fertig, aber sehr glücklich. Ich habe übrigens noch gar keinen Muskelkater! Der kommt dann morgen. Dafür habe ich hier doch tatsächlich einen Sonnenbrand gekriegt, den selbst in Potsdam nicht hatte.
Ein paar Fotos gibts jetzt natürlich auch noch.










Ach übrigens. Nicht alles an Finnland ist toll. Wir waren ja gestern abend noch weg. Nachdem wir unser Billigbier ausgetrunken haben (Billigbier = 6 Euro für einen Sixpack), haben wir uns auf die Suche nach einem netten Club gemacht. Viisi Euroa Eintritt gezahlt (also fünf) und dafür die schlechteste Musik bekommen, die ich in meinem Leben jemals gehört habe. Scooter war da noch die Crème de la crème! Brrr. Die ersten zwei Stunden lang war das ja noch lustig, aber danach einfach nur noch furchtbar. Ich hoffe sehr, daß ich einfach den schlechtesten Club der Stadt erwischt habe (wirkte nur leider nicht so) und daß man selbst hier noch gute Musik finden kann. Es MUSS doch noch mehr als Nightwish, The Rasmus, HIM und Billigtechno geben! Betrinken aus Verzweiflung kann man sich auch nicht, denn dafür müßte man ja leider Millionär sein. Einziges Gegenmittel: So lange genervt rumstehen und böse kucken, bis auch der Rest der Truppe keine Lust mehr hat und mit raus kommt.
Und draußen bestätigen sich jetzt alle Vorurteile, die man so über Finnen kennt: Sind sie tagsüber still und zurückhaltend, so verwandeln sie sich nachts - ab einer gewissen Promillegrenze, die von so ziemlich allen überschritten wird, vorzugsweise mithilfe von Wodka - zum Tier. Der Nachtbus zurück zum Wohnheim war ein einziger Partybus und mir wurden die ersten finnischen Trinklieder beigebracht. Und mir dann zuletzt erklärt, daß sie ein sehr sehr nettes Volk sind.
Ja, sind sie, und ich freue mich auf das nächste halbe Jahr!

Samstag, August 19, 2006

Wohnen mit Finnmarie

So. Da es schon viele neue Fotos gibt, gibt es auch den passenden Eintrag dazu.
Erstmal. Meine zweite Mitbewohnerin ist da! Sie heißt Janna, ist auch Deutsche und durchaus umgänglich ;) Nein! Nett! Marie 1 (also die andere jetzt) haben wir bisher nicht sooo viel zu Gesicht bekommen, weil sie noch Besuch von ihrer Familie hat und die gerade zusammen ganz Finnland erkunden. (Heute zum Beispiel einen von zwei finnischen Ikeas. Leider keiner davon in Tampere, also Sammelbestellung schon aufgegeben.)
Was gut ist: unsere Wohnung wird besser. Immerhin in zwei Tagen von hier:
nach da:



Ja. Wie ihr seht, sind meine Wände allerdings immer noch fast überall schmutzigbeige. Tut was dagegen! Schickt mir eure schönsten Postkarten und Fotos!
Und ihr wißt ja: Wer am Rosenthaler Platz vorbeikommt: Rein in den Fotoautomaten, Foto gemacht und mir zugeschickt! BITTE BITTE BITTE! Es wird einen tollen Platz in meinem Zimmer finden, versprochen.

Mittlerweile habe ich auch die Innenstadt von Tampere gesehen. Ich muß zugeben, nachdem ich Hervanta gesehen habe, hatte ich die schlimmsten Befürchtungen. Alle umsonst: sehr schöne Stadt. Ich habe leider nicht so viele Bilder gemacht, dazu werde ich hoffentlich noch oft genug kommen. Hier aber mal eins:

Hier sieht man, was uns die Wikipedia bestätigt: Tampere war ab Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Siebziger eine Industriestadt. Heute riecht man tatsächlich noch die Holzfabriken, wenn man übers Land fährt, aber in Tampere ist jetzt fast alles stillgelegt. Auf dem Foto sieht man vielleicht nicht, wie beeindruckend es wirklich aussieht; dafür müßte man dann schon hier hinkommen... Macht das ruhig mal!

Heute morgen haben wir uns dann in Hervanta nochmal genauer umgesehen. Und siehe da, es stehen zwar immer noch überall häßliche Wohnblocks rum, aber direkt hinter unserem Wohnheim ist ein wunderschöner kleiner See. Juhu! Da hat es sich ja tatsächlich mal gelohnt, die Kamera rauszuholen.



Ihr seht darauf übrigens größtenteils Kulturwirtschaft (richtig?)-Studentinnen aus Duisburg-Essen, eine davon (die, die mit mir in die Sonne schaut) meine Mitbewohnerin Janna. Das Mädchen im grünen T-Shirt ist Estér, die spanische Mitbewohnerin von Karin und Ines. Es ist immer gut, wenn wenigstens eine Nichtdeutsche mit uns unterwegs ist, denn dann sind wir gezwungen, Englisch zu sprechen - das klappt auch schon gut, nach dem ersten Tag hat man auch keine Hemmungen mehr, mit den anderen Deutschen Englisch zu sprechen. Ab Montag lernen wir dann ja auch die anderen Erasmusstudenten kennen, ich bin schon ganz gespannt.

Übrigens war ich heute auch das erste Mal in der TU drin. Puh. Dahinter können sich so einige deutsche Unis aber verstecken. An jeder Ecke standen Computer rum (natürlich schicke neue mit Flachbildschirm), alles ganz schick und neu. Da freue ich mich sogar schon auf meine Vorlesungen.

So. Heute abend gehts auf meine erste Erasmusparty, jippie.
Und morgen haben wir schon Kanus gebucht zum Aufdemseepaddeln, denn Seen gibt es hier ja (weit mehr als) tausend. Und das Wetter ist momentan bei uns auch besser als bei euch, hehe, nichts mit Wollpullover! Es ist furchtbar warm und sonnig hier und morgen müssen wir alle schnell nochmal in den See hüpfen, bevor uns die Winterdepressionen einholen - bis dahin dauert es nämlich laut denen, die schon länger hier sind, nicht mehr lange.

So, dann genießt ihr mal weiter eure Semesterferien - ich muß ja bald wieder hart arbeiten...

Moi moi

Marie

Donnerstag, August 17, 2006

Marien seikkailut Suomessa

Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe gerade einen schönen Text geschrieben, wies mir hier geht, wollte gerade auf "speichern" klicken, und in dem Moment ist mein Computer ohne Vorwarnung abgestürzt.

Jetzt gibts hier eben nur die Kurzversion.

Moi kaikki,
ich sitze jetzt hier in meinem Wohnheimzimmer und esse Lakritze, denn so gehört sich das ja für einen echten Finnen.
Ich bin also tatsächlich wohlbehalten hier angekommen, aber das war ja auch gar nicht schwer. Selbst den Flug habe ich heldenhaft gemeistert.
Gestern vormittag also in Tegel in den Flieger nach Helsinki gestiegen - von ein paar Superleuten wurde ich sogar zum Flughafen gebracht und da gebührend verabschiedet. Christian sieht gar nicht sooo furchtbar traurig aus. Die anderen irgendwie auch nicht. Komisch!
In Helsinki angekommen, habe ich auch sofort Anja getroffen, die auch die nächsten paar Monate hier verbringen wird. Zusammen mit ihrer Mutter und einem vierten Deutschen, den wir auch am Flughafen aufgegabelt haben und der hier in der Nähe Urlaub macht, sind wir dann mit dem Bus die zweieinhalb Stunden nach Tampere gefahren. Ja, und von da wurde ich dann vom Tutor Ilkka abgeholt, der mir meinen Schlüssel gegeben und mich zum Wohnheim gefahren hat. Hervanta, der Stadtteil von Tampere, in dem TU und Wohnheim liegen, ist nämlich nochmal um die 20 Busminuten vom Stadtzentrum entfernt.

Ja, und jetzt bin ich also Wohnheimstudent... Wer hätte das gedacht. Zugegeben, es gibt wirklich schönere Wohnheime. Dafür ist meins das GRÖSSTE Skandinaviens! Haha. Nein, es ist für ein halbes Jahr schon in Ordnung. Mein Zimmer ist groß (und noch sehr sehr karg) und die eine Mitbewohnerin, die ich schon kenne (wir haben eine 3er-WG) ist offenbar nett. Liegt wahrscheinlich daran, daß sie auch Marie heißt. (Ist aber eine belgische Marie.)

Die Innenstadt von Tampere hab ich noch nicht gesehen, das werde ich wohl morgen oder übermorgen mit ein paar anderen in Angriff nehmen. Bisher kenne ich nur Hervanta... und das besteht aus vielen vielen Hochhäusern und Supermärkten, in denen ich heute schon mal gefühlte drei Millionen Euro dagelassen habe... Daß Finnland teuer ist, ist leider nicht nur ein Gerücht. Eine Dose Beck's: 2,60 Euro. Ich hab sie stehengelassen.

So, das sollte es fürs erste gewesen sein. Ich werde versuchen, hier ab und zu Interessantes oder weniger Interessantes hinzuschreiben. Fotos wirds dann auch geben, wenn mein Zimmer nicht mehr so grausam leer aussieht, auch davon. Nächste Woche fängt die Orientation Week an und die Woche darauf die Uni, da gibt es hoffentlich was zu berichten. Und sonst habe ich ja auch hier Internet nonstop, also bin ich RUND UM DIE UHR erreichbar. Über eMail, ICQ und Skype wie gehabt.
Apropos Erreichbarkeit: Ab heute habe ich eine neue Handynummer. Auf der alten werde ich nicht mehr oft nachschauen. Nachrichten ins Ausland sind meistens genauso teuer wie ins Inland... ;) Und außerdem hätte mein Zimmer ein paar Postkarten und Fotos bitter nötig!

So, das war doch eine längere Version.
Bis bald!

Hei hei
Marie